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Konstantin Sigov

In der Ukraine entscheidet sich das Schicksal von Schlüsselwörtern und Modellen des europäischen Lebens

Nichts ist so wichtig wie unsere Fähigkeit, die Worte unserer Kultur, die Schlüsselwörter unserer Erfahrungen, in die Sprache und den Wortschatz unserer Partner und Freunde einzubringen. Dies ist auch Teil unserer Kommunikation mit der Welt. Heute erfährt das, was hier und jetzt in der Ukraine geschieht, große Aufmerksamkeit, bemerkt der Philosoph Konstantin Sigov, eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens und einer der Leiter des Verlags „Duch i Litera“ gegenüber Radio Kultura. Wir müssen viel mehr tun, um sicherzustellen, dass das Ukrainische Buchinstitut und unsere anderen Institute nicht weniger Einfluss haben als der British Council, das Französische Institut, das Goethe-Institut usw. Hier und jetzt, in der Ukraine, entscheidet sich das Schicksal von Schlüsselwörtern, Schlüsselkonzepten und Schlüsselmodellen des europäischen Lebens, betont Sigov.

„Das Europäische Wörterbuch der Philosophien: ein Lexikon unübersetzbarer Begriffe“

Dies ist eines der bekanntesten und bedeutendsten Projekte in ganz Europa. Das französische Original wurde 2004 in Paris veröffentlicht. An der französischen Fassung waren 150 Philosophen aus verschiedenen Ländern und Kontinenten beteiligt. Ich war ebenfalls an der Entstehung des französischen Originals beteiligt und für die Texte aus Mittel- und Osteuropa verantwortlich. Als das französische Wörterbuch erfolgreich veröffentlicht wurde, kam ich direkt aus Kiew von der Orangenen Revolution zur Buchvorstellung und sagte zur Überraschung der Franzosen: „Wir müssen dieses Wörterbuch der unübersetzbaren Begriffe übersetzen. Wir beginnen gerade mit der ukrainischen Übersetzung“. Sie war die Erste. Das heißt, die Ukrainer wurden zu Vorreitern dieser neuen Schöpfung. Erst dann kamen die amerikanischen, spanischen, rumänischen und arabischen Übersetzungen heraus ... Ich habe meinen Artikel über Pravda (Wahrheit) mit großem Interesse auf Arabisch gelesen, wo Kyrillisch in Klammern stand. Alle unsere Kollegen auf den fünf Kontinenten wissen, dass die Ukrainer zu den Initiatoren der Übersetzung des Wörterbuchs der unübersetzbaren Begriffe geworden sind.

Heute, während des Krieges, gibt es eine sehr rege Kommunikation zwischen Kiew und der Welt durch Schlüsselwörter – sowohl slawischer als auch derer aller anderen Sprachen –, die in das Wörterbuch aufgenommen wurden. Unmittelbar nach der Revolution der Würde beispielsweise wurde das Wort Maidan nicht nur zum Synonym für den Unabhängigkeitsplatz in Kiew. Maidan ist nicht nur ein Ort: Maidan ist ein großes historisches Ereignis. Im fünften ukrainischen Band gibt es einen Artikel Maidan, geschrieben von Nadiya Tkach und Andriy Vasylchenko. Es war sowohl auf Französisch als auch in anderen Sprachen ein großer Erfolg.

Sehr interessant ist auch der Artikel Svoboda, volja (Freiheit, Wille), verfasst vom prominenten Charkiwer Kulturwissenschaftler Leonid Ushkalov. Meiner Meinung nach ein brillanter Artikel. Und wir alle verstehen, dass Svoboda und volja die Schlüsselwörter aus dem ersten Abschnitt dieses Bandes sind.

Wir haben auch andere Wörter eingeführt, wie histʼ (Gast) und hostynnistʼ (Gastfreundschaft) (dieser Artikel wurde von Daryna Morozova geschrieben). Wir verstehen, dass die gesamte Geschichte des ukrainischen Wanderns – sowohl hier, innerhalb der Ukraine als auch rund um die Welt – mit diesem Thema verbunden ist. Denn im Französischen und anderen Sprachen sind beispielsweise „Gast“ und „Gastgeber“ dasselbe Wort. Sowohl die Überwindung der Fremdenfeindlichkeit als auch die Entdeckung neuer Dimensionen der Fremdenliebe, dieser „Gastfreundschaft“, dieses „Interesses“, andere Menschen aufzunehmen, andere Worte, andere Sichtweisen der Welt, der Kultur, der Dramen (und vielleicht sogar Tragödien), die Europa heute erlebt, – dafür müssen wir Worte finden.

Daher ist es sehr wichtig, dass es in diesem Wörterbuch nicht nur um Begriffe und Konzepte geht, sondern auch um die Geschichte des Wortes. Es steht an der Schnittstelle von Philosophie und Literatur. Das Wörterbuch kann für Lehrer, Schüler, Schriftsteller, Journalisten und jeden, der es aufschlägt, um zu sehen, warum ich ein bestimmtes Wort liebe, äußerst interessant sein. Sie entdecken die besten ukrainischen Übersetzer wie Lukash, Kochur und Perepadya, die zusammen mit Oleh Khoma Montaigne und Pascal für den Verlag „Duch i litera“ übersetzt haben.

Es ist diese Gastfreundschaft – die Fähigkeit der Ukraine, andere Werke, andere Gedanken, andere Meisterwerke aufzunehmen –, die von der großen Würde unserer Kultur zeugt. Man könnte sagen, dieses Wörterbuch ist ein internationaler Pass der ukrainischen Kultur in dem Sinne, dass es die Diskussion über die sogenannte Bauernsprache beendet, der alle anspruchsvollen Dimensionen usw. fehlen. Es ist die raffinierteste Kultur, die sich im Europäischen Wörterbuch der Philosophien in allen Sprachen, einschließlich Ukrainisch, widerspiegelt. Daher wird die Universalität der Kultur der ukrainischen Sprache in jedem Band deutlich, insbesondere im fünften.

Ihor Kozlovsky: Würde ist Wahrhaftigkeit

Als Ihor Kozlovsky aus der Gefangenschaft entlassen wurde, sagte er: „Die bloße Erkenntnis, wie ich auch in der Gefangenschaft frei sein kann, wie ich auf eine höhere Ebene meiner inneren und äußeren Freiheit gelangen kann, das heißt, mich selbst auch nach der Folter zu verstehen, eröffnet dementsprechend einen neuen Raum der Bedeutung von Freiheit.“

Nach seiner Gefangenschaft im Foltergfängnis Izoljacja von Donezk konnte er anderen von seinem Wahrnehmen von Sinn erzählen, wonach er selbst lebte. In seinem gerade erschienen Buch Würde ist Wahrhaftigkeit betont er, dass es immer eine Möglichkeit gibt, im Dialog mit sich selbst oder anderen ein Gefühl unbesiegbarer Würde zu vermitteln und zu verstehen, dass diejenigen, die einen gefangen nehmen und foltern, einen eigentlich davon überzeugen wollen, dass Menschen, die ihre Würde verloren oder aufgegeben haben, die Norm sind und dass auch anderen diese Würde fehlt. Diese Leute waren überrascht und – mehr noch –respektierten ihn, als sie seine Position sahen. Nach dem Gefangenenaustausch in Kiew gab Ihor Kozlovsky mehrere Jahre Zeugnis ab von der Fähigkeit des Menschen, trotz aller Prüfungen einfach frei zu sein. Und er hat vielen von uns geholfen, die Angst zu überwinden.

Er besaß das Talent, diese auf den ersten Blick unübersetzbare Erfahrung der Prüfungen der Gefangenschaft zu übersetzen – und sie jungen Menschen, Studenten und Menschen jeden Alters verständlich zu machen. Und so habe ich nun für seinem neuen Buch ein Nachwort zu seinem Aufruf zu dieser Übersetzung im weitesten Sinne des Wortes geschrieben. Was wir alle hier und jetzt tun, ist zu einem großen Teil, unsere derzeit in Europa einzigartige Erfahrung in andere Sprachen, andere Erfahrungen zu übersetzen. Dies ist auch ein Maß für unsere Freiheit.

Wassyl Stus auf Französisch

Wir haben eine zweisprachige Ausgabe von Wassyl Stus auf Ukrainisch und Französisch veröffentlicht. Georges Niva lernte Ukrainisch, um Stus zu übersetzen. Nun erscheint im Verlag Noir sur Blanc ein 500 Seiten starker dicker Band. Und diese französische Übersetzung von Wassyl Stus wird wahrscheinlich die umfangreichste der Übersetzungen in westliche Sprachen sein. Ich hoffe, dass es umfangreiche kommentierte Ausgaben auf Englisch und Italienisch geben wird. Stusʼ Wörterbuch ist absolut unübertroffen.

Die Entdeckung der ukrainischen Poesie, insbesondere der Essayistik, hilft, den „Motorenlärm“ zu überwinden und zu spüren, dass dort etwas funktioniert: ein Wort zu hören, das plötzlich unsere Aufmerksamkeit erregt. Ich denke, das wird das Wort peremoha (Sieg) bedeuten. Dmytro Tschižewskij machte darauf aufmerksam, dass dieses Wort im Gegensatz zu victory oder victoire eine breitere, tiefere Bedeutung hat; dass es möglich ist, über unsere Fähigkeiten hinauszugehen. Dieses Wort muss heute zu den Lemmata anderer Wörterbücher gehören. Und ich denke, es wird, es sollte eine noch größere Rolle spielen als einst Worte wie Perestroika oder Glasnost.

Der Wert und die Universalität der ukrainischen Erfahrung

Unsere Fähigkeit, die Worte unserer Kultur, die Schlüsselwörter unserer Erfahrungen, in die Sprache und den Wortschatz unserer Partner und Freunde einzuführen, ist äußerst wichtig. Dies ist auch Teil unserer Kommunikation mit der Welt. Heute wird den Ereignissen hier und jetzt in der Ukraine große Aufmerksamkeit gewidmet.

Unsere Aufgabe ist es, diese Aufmerksamkeit in Wissen umzuwandeln. Damit das Wissen über die ukrainische Kultur, Geschichte und Weltanschauung langfristig tief in unserer Kultur verankert bleibt – in den Universitätscurricula und im Medienraum. Dafür haben wir noch viel zu tun. Ein Beispiel: Die Deutschen haben eine ganze Reihe Ukrainian voices geschaffen, Dutzende von Büchern. In anderen Sprachen, wie etwa im Spanischen oder Italienischen, gibt es bisher keine ähnliche Schriftenreihe. Es ist äußerst wichtig, die Vielfalt der ukrainischen Stimmen zu fördern.

Darauf zu achten, was andere an uns interessant finden, ist eine neue Form der Universalität. Derzeit findet in Luxemburg auf Initiative des Europäischen Gerichtshofs eine große Ausstellung zum Turmbau zu Babel statt. Wir erinnern uns an die Worte von Umberto Eco: La lingua dell’Europa é la traduzione (Die Sprache Europas ist die Übersetzung). Das heißt, auf die Schlüsselwörter unserer Gesprächspartner zu achten, egal welche Sprache sie sprechen, ist genau die neue Universalität, die das Anderssein ernst nimmt. Dies ist ein Problem für jedes Alter, jedes Geschlecht und jede lokale Kultur, wenn wir es in einem größeren globalen Kontext betrachten. Wir werden besser verstehen, was hier und jetzt in Kiew geschieht, wenn wir uns auf die Geschehnisse in Athen, Jerusalem, Rom usw. beziehen. Unsere Chatnja, unser Häuschen: Kolarewskyjs Eneida, hilft uns, die Bedeutung der ukrainischen opora zu erklären und warum sie mit dem übereinstimmt, was die Franzosen und Belgier, aber auch die Deutschen, Italiener usw. resistance nennen.

Der ukrainische Widerstand und die Menschenwürde

Das Gefühl, dass jetzt das ganze Land an unserem großen Maidan teilnimmt, dass das Thema Würde eine wahrhaft planetarische Bedeutung erlangt hat, dass diese Herausforderung, die beispielsweise im deutschen Grundgesetz oder in der Erklärung der Menschenrechte niedergeschrieben ist, nicht für das Archiv, nicht für irgendeinen Ehrenvitrine bestimmt ist, sondern direkt auf dem Schlachtfeld gelöst wird. So bedeutet beispielsweise der Artikel über hidnistʼ (Würde) von Vater Bohdan Ohulchansky in diesem Wörterbuch vor unserer aktuellen Erfahrung eine völlig neue Aktualisierung des gesamten Themas.

Eine Philosophie der Würde hat es noch nicht gegeben, es gibt keine Lehrbücher darüber, keine herausragenden Monographien. Das heißt, gerade jetzt muss diese dignitas überdacht werden, denn der Angriff richtet sich gerade gegen die Würde eines jeden Menschen und allgemein gegen die Vorstellung, dass jeder Mensch wertvoll ist, nicht nur der Diktator, der Oligarch und seine Günstlinge. So scheint mir, dass sich hier und jetzt in der Ukraine das Schicksal von Schlüsselwörtern, Schlüsselkonzepten und Schlüsselmodellen des europäischen Lebens entscheidet.

Gott sei Dank gibt es Menschen, die das verstehen. Jonathan Littell sagte bei einem Besuch in der Ukraine im Frühjahr 2022, dies sei unser gemeinsamer Krieg. Auch Nicolas Tenzer schreibt in seinem Buch Notre Guerre darüber. Wenn dies in Brüssel, Berlin, Paris, London und Rom in einem so starken Sinne verstanden wird, wird sich das Schicksal sowohl des Kontinents als auch der Ukraine ändern.

Unser gemeinsamer Krieg und unser gemeinsamer Widerstand müssen über das Schicksal dieser und der nächsten Generation entscheiden. Dabei helfen uns solche Netzwerke, insbesondere alle, die an der Entstehung unseres Europäischen Wörterbuchs – jetzt ohne Anführungszeichen – mitgewirkt haben und mitwirken.

Die Stimme der Ukraine für die europäische Sicherheit

Kürzlich fand in Paris ein von Macron eröffnetes Sicherheitsforum statt, an dem alle an der radikalen Umgestaltung der Rüstungsindustrie beteiligten Minister teilnahmen. Ich habe dort online gesprochen und erklärt, was eine unwürdige Haltung gegenüber unserer Sicht auf die Welt und unsere Kinder, ein mangelndes Verständnis für alle Dimensionen der Sicherheit und das reale Risiko des Verlusts unserer Würde ausmacht, die heute zerstört werden könnte.

Dabei geht es nicht nur um mein Innenleben, sondern auch um die Architektur der Stadt, um Politik und Kultur. Wir sind uns bewusst, dass die Besatzer die Würde jedes Dorfes oder jeder Stadt zerstören, die sie besetzen. Es besteht nicht nur die Gefahr von Cyberangriffen auf Krankenhäuser in Frankreich oder auf Wahlen in Rumänien, Deutschland und künftig auch in Frankreich. Es handelt sich um einen Angriff auf die Würde jedes Bürgers Europas.

Das Gefühl der Gefährlichkeit dessen, was einst als so zugänglich wie die Luft galt – das Recht auf ein würdiges Leben, das Recht, nicht gefangen gehalten zu werden und niemals mit Folterinstrumenten in Berührung zu kommen – hat sich heute dramatisch verändert. Aus diesem Grund wird das politische Vokabular aller Sprachen, insbesondere der französischsprachigen Welt, revidiert.

Wir haben viel mit der englischsprachigen Welt, mit Amerika, mit anderen Sprechern dieser Sprache zusammengearbeitet. Und heute verstehen wir: Brüssel, Straßburg und Paris müssen die starke Stimme der Ukraine hören, damit bei den Entscheidungen der kommenden Monate unsere Sorge um Freiheit und Würde sowie unser Kampf gegen absolut radikale Schurken berücksichtigt werden.

Europäer für die Ukraine

Es hängt von uns ab, ob wir alles tun können, um richtig gehört zu werden. Und es ist sehr wichtig, dass wir mit Leuten wie Jonathan Littell diskutieren können, dass er unsere Gegenargumente hören kann, dass er – anders als die meisten bekannten zeitgenössischen Kulturschaffenden – in Kiew, in Irpen, in Butscha und in der Ostukraine war und als Kriegsreporter viele Male in Tschetschenien und Syrien gearbeitet hat. Das heißt, er hat seine Hände in diese Wunden gelegt, und für ihn ist dies wirklich unser gemeinsamer Krieg. Wir können mit ihm über viele Grau-, Schwarz- und Orangetöne diskutieren. Auch ich bin vielleicht in vielen Punkten anderer Meinung als er, aber der große Unterschied besteht darin, dass wir die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Diskussionsfeldes haben und dass eine Person, die den Goncourt-Preis erhalten hat und deren Bücher in Millionenauflagen in dreißig Sprachen erschienen sind, die Schaffung eines Boulevard Victoria Amelina in Paris, einer Victoria-Amelina-Lesesaal im Europäischen Parlament und von Bibliotheken unterstützt. Er schrieb Briefe, als Oleh Sentsov noch in Gefangenschaft war, und kämpfte für seine Freilassung und die Freilassung vieler unserer anderen Gefangenen und Geiseln. Ich denke, es ist unsere Verantwortung, mit Menschen wie ihm, David Riff oder Nicolas Tenzer in Dialog und Diskussionen zu treten und verschiedene Kontinente in unseren Erfahrungsbereich einzubeziehen. Wenn wir Leute, die nicht im Gleichklang mit uns singen, einfach ausschließen, bleiben wir allein.

Heute ist die ukrainische Kultur ein aktiver und starker Akteur auf dem Spielfeld. Aber offensichtlich brauchen wir nicht nur Verbündete, die uns mit Waffen versorgen, sondern auch solche, die die Soft Power der ukrainischen Kultur, diese sanfte Macht, stärken; die dabei helfen und dazu beitragen, dass wichtige ukrainische Texte auf Französisch, Englisch und Deutsch veröffentlicht werden. Wir wissen, dass es auch heute noch an genau jenen kulturellen Instrumenten mangelt, die einige unserer radikalen Gedanken, unsere statements, am besten erklären könnten. Deshalb ist es für uns wichtig, mit unseren Verbündeten zusammenzuarbeiten, die sich für die Geschehnisse hier interessieren, und zwar nicht auf der Ebene einer halben Stunde Nachrichten, sondern auf der Ebene von Reisen durch die Ukraine und auf der Ebene der Kommunikation. Wir müssen viel mehr tun, damit das Ukrainische Buchinstitut und unsere anderen Institute nicht weniger Einfluss haben als der British Council, das Institut Français, das Goethe-Institut usw.

Nicht Angst haben, sondern handeln.

Es ist wichtig, die Angst zu überwinden und sich nicht von Bluffs über einen Dritten Weltkrieg, die nukleare Bedrohung usw. in die Irre führen zu lassen. Das heißt, zu erklären und das zu tun, was Ihor Kozlovsky hier in Kyjiw getan hat, damit die Menschen keine Angst haben, damit die Menschen in Paris und London wichtige, unpopuläre Entscheidungen treffen. Damit beispielsweise potenzielle Militärstützpunkte unserer westeuropäischen Verbündeten in der Ukraine Realität werden und nicht nur ein Diskurs bleiben; damit wir verstehen, dass die Schaffung funktionierender Flughäfen in der Ukraine, die Anbindung ukrainischer Städte an Europa und die Wiederherstellung echter Sicherheit für die Ukraine eine willkommene existenzielle Angelegenheit für ganz Europa ist.

Wir befinden uns im selben Raum, wo sich das einzige Schiff unseres historischen Lebens bewegt. Der Lebensstil, der früher von den Amerikanern oder den Wirtschaftsbeziehungen mit anderen Ländern garantiert wurde, verändert sich, und ein sparsameres Leben, ein Leben, das unabhängiger von Gastransportschiffen, Öl, der chinesischen Wirtschaft usw. ist, sollte für die europäischen Länder zum Mainstream werden. Es muss erklärt werden, dass die Opfer, die die Ukraine bereits gebracht hat, von entscheidender Bedeutung dafür sind, dass die Dinge nie wieder so sein werden wie vor 2022 und dass jeder Europäer von einer radikalen Veränderung seines Lebens betroffen sein muss. Heute ist es schwierig, aber für die Zukunft bestehen möglicherweise bessere Aussichten, diesen Krieg zu gewinnen. Wir müssen gemeinsam gewinnen, und die Europäer müssen diesen Sieg miteinander teilen, über diesen Sieg sprechen und nicht nur über die Beendigung oder Einfrierung des Konflikts.

Das Thema des Sieges Europas in diesem Krieg sollte für jeden Churchill – ob im Rock oder in Jeans – zum zentralen Ziel werden. Diese Leitlinie der Esten, Litauer und Finnen sollte von Italienern, Franzosen und allen Europäern in ihr persönliches Leben integriert werden. Dafür müssen wir viel tun und unsere polnischen, tschechischen und französischen Freunde helfen uns dabei. Es ist sehr wichtig, sie zu kennen und alles Mögliche zu tun, um sicherzustellen, dass der Dialog des Besten, was es in der ukrainischen Kultur gibt, heute in den Ländern, mit denen unser Schicksal eng verbunden ist, einflussreicher ist.

Aus dem Ukrainischen von Christian Weise

Ukrainische Quelle: www.ji-magazine.lviv.ua/2025/sigov-v-ukraini-vyrishuyetsya-dolya-klyuchovyh-sliv-i-modeley.htm