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The 8th of May, 2005

International ecumenical praying in commemoration of victims of The II World War

In 2005 passing the 60th anniversary of finishing of The Second World War.

All over the world, the 8th of May is the Day of Memory of victims of The Second World War. This year, in Eastern Christianity, is also The Memory Sunday, first Sunday after Easter.

In memory of this, Commission Justice and Peace of Kievan-Halych Archeparchy of Ukrainian Greek-Catholic Church and Germany Conference of Roman Catholic Bishops and Independent Cultural Magazine “Ji” making the first International Ecumenical Action in Ukraine in commemoration of victims of The Second World War

Program:

  • Ecumenical pray of Ukrainian and Germany bishops in memory of victims of The Second World War – the 8th of May, 10.00, Burial Places of Ukrainian solders, Soviets solders and Germany solders in Potelychi, Zhovkva region
  • Conference “The II World War: Memory. Responsibility. Reconciliation” – the 8th of May, 15.00, Ukrainian Catholic University, Svencickoho st. 17.

Photos


Ansprache Bischof Dr. Reinhard Marx, Trier,
aus Anlass des 60. Jahrestags des Kriegsendes

Dorf  Potålych, Lembergs Gebiet, Ukraina

8. Mai 2005

Liebe Brüder und Schwestern,

wir stehen hier an den Gräbern deutscher Soldaten, die in einem mörderischen und verbrecherischen Krieg soviel Unheil und Verderben über Europa und im Besonderen auch über Ihr Land, die Ukraine, gebracht haben. Es ist ein Ort der Trauer und des Schmerzes. Viele Väter, Brüder und Ehemänner liegen hier begraben.

Der Toten zu gedenken heißt, von ihren Taten zu sprechen. Und das sind wahrlich keine Ruhmestaten. Zu sprechen ist von Taten und Verbrechen, die uns bis heute mit Trauer und Scham erfüllen. Dieser Toten zu gedenken heißt, auch den Blick auf die Opfer des Nationalsozialismus zu richten. Zu erinnern ist an die vielen Polen, Ukrainer, Weißrussen und Russen - um nur einige Völker zu nennen, die in vielfältiger und unterschiedlicher Weise unter der nationalsozialistischen Besatzung gelitten haben und ihr zum Opfer gefallen sind.

Zu erinnern ist in besonderer Weise an die Opfer des jüdischen Volkes. Auschwitz und Babi Jar sind nur zwei Orte, die für diese Verbrechen stehen.

Manche fragen: „Kann all dieser Menschen zugleich gedacht werden? Ist es richtig, Täter und Opfer gemeinsam zu erinnern?" Andere fragen: „Sind nicht im Tode alle Menschen gleich?" Dies sind ernste und wichtige Fragen. Angesichts des Todes stellt sich die Frage n ach d em H orizont d es L ebens in aller exis-tentiellen Schärfe. Dieses Leben ist aber unhinter-gehbar geschichtlich. Für mich als einen Bischof aus Deutschland bedeutet es viel, dass wir gemeinsam an den verschiedenen Gräbern ehemaliger Feinde beten.

Wir beten für die Toten, aber wir beten auch für uns, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, das Trennende überwinden und in neuer Gemeinsamkeit an einer anderen Zukunft arbeiten. Ich verstehe sehr gut, dass nicht alle diesen Weg mitgehen können. Der Schmerz über das Erlebte sitzt tief in vielen Herzen. Wer würde sich anmaßen, hier Versöhnung zu fordern. Es gilt, diesen Schmerz zu respektieren. Um so wertvoller ist mir die Einladung, diesen Weg des Gebetes, den wir heute gehen, gemeinsam mit Ihnen zu gehen. Haben Sie herzlichen Dank dafür. Dieses Zeichen der Versöhnung, dieses Zeichen der ausgestreckten Hand ist weit mehr als ein Symbol eines erneuerten Europas. Es ist schon ein Teil der neuen Wirklichkeit, nach der wir uns alle sehnen. Im Tod sind alle Menschen gleich, bedeutet daher nicht, dass ihre Geschichte zum Verschwinden gebracht wird. Im Gegenteil: Im Tod sind alle Menschen gleich bedeutet vielmehr, dass letztlich alle Menschen mit ihrer Geschichte zur Rechenschaft vor Gott gefordert sind. Es bedeutet, dass wir alle in je verschiedener Weise auf die Vergebung und die Versöhnung durch Gott angewiesen sind. Bemühen wir uns also, den konkreten Menschen in ihrer konkreten Geschichtlichkeit gerecht zu werden.

Deshalb ist es ein großes Zeichen, dass wir heute diese Toten, diese Soldaten der deutschen Wehrmacht nicht nur als Teile des verbrecherischen Systems ansehen, die sie ohne jeden Zweifel waren, sondern ebenfalls als Menschen, die in all ihrer Verzweiflung, all ihrer Schuld und all ihrem Versagen selbst diesem Krieg und dem System des Nationalsozialismus zum Opfer gefallen sind. Diese Wirklichkeit ist letztlich vom Kreuz des Herrn her eröffnet. Im Kreuz wird deutlich, dass unser Gott selbst in der totalen Hingabe seines Sohnes Gerechtigkeit und Sühne für die Opfer ermöglichen kann. Unser Auftrag ist, in diesen Raum der Liebe Gottes einzutreten, uns verwandeln zu lassen und so zu Werkzeugen des Friedens und der Versöhnung zu werden. Dieser Aufgabe dürfen wir uns als Christen nicht entziehen.